Im Januar2022 stiegen die Strompreise in Deutschland auf Weltrekordniveau. Kein Land zahlt mehr für Elektrizität als Deutschland. Schuld sind hohe Steuern und Öko-Abgaben, die die Stromrechnungen exorbitant in die Höhe schnellen lassen. Die Industrie schlug Alarm und forderte vom Staat Entlastungen. Für 2023 kündigte die Bundesregierung eine Strompreisdeckelung an, die Privathaushalte und kleine Unternehmen entlasten soll. Experten kündigen nun an, dass die Strompreise weiter steigen sollen. Schuld daran ist unter anderem die Anschaffung von größeren Stromspeichern für Windenergie. Zwar kostet Windenergie wenig, allerdings muss diese auch gespeichert werden - und hier sollen die Kosten laut Experten vorerst in die Höhe schnellen, was wiederum den Strompreis steigen lässt.


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Was kostet der Strom in Deutschland?

Im Januar 2022 haben deutsche Haushalte im Durchschnitt für eine Kilowattstunde 36,19 Cent bezahlt wie aus den Daten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft hervorgeht. Bisher lag der Strompreis stets deutlich darunter. Die Energiepreise steigen in Deutschland rasant - wesentlich schneller als woanders auf der Welt. Die Strompreise liegen dabei in etwa dreimal so hoch als im internationalen Durchschnitt. Schuld daran waren neben der Inflation auch die Öko-Abgaben und die hohen Steuern, die deutsche Haushalte zahlen müssen. Schon Ende 2022 erhöhten viele Stromunternehmen massiv ihren Strompreis. So kostet eine Kilowattstunde Strom nun nicht mehr rund 36 Cent, sondern oft zwischen 50 und 70 Cent. 

Die Strompreisbremse greift ab Januar 2023 

Die Strompreisbremse, die von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, gilt für alle Stromkunden ab Januar 2023. Im März 2023 werden die Entlastungsbeträge für die Monate Januar und Februar 2023 von den Stromversorgern ausgezahlt. Stromkunden müssen nichts machen. Sie werden automatisch über die Abrechnung ihres Energieversorgers oder der Betriebskostenabrechnung ihres Vermieters entlastet.

Wie hoch ist die Strompreisbremse?

Der Strom wird bei 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt und zwar für den Basisbedarf von 80 Prozent des Verbrauchs im Vorjahr.  Wer mehr verbraucht, muss den reguläre Marktpreis zahlen. Dies gilt für alle Privathaushalte und kleine Unternehmen. 

Mittlere und große Unternehmen können aber auch von der Strompreisbremse profitieren, denn hier liegt der Deckel bei 13 Cent Netto-Arbeitspreis für 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs für Unternehmen mit mehr als 30.000 Kilowattstunden pro Jahr. Wer darüber liegt, muss auch hier den marktüblichen Preis zahlen.

So wirkt sich die Strompreisbremse auf die Stromrechnung aus

Jahresverbrauch Strompreis 2022 Strompreis 2023 Jahreskosten 2023 ohne Deckel Jahreskosten 2023 mit Deckel Mehrkosten 2023 zum Vorjahr
1500 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 765 € 633 € 435 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 915 € 663 € 375 €
1700 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 867 € 717 € 493 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 1037 € 751 € 425 €
2000 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 1.020 € 844 € 580 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 1220 € 884 € 500 €
2300 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 1173 € 971 € 667 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 1403 € 1017 € 575 €
2500 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 1275 € 1055 € 725 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 1525 € 1105 € 625 €
3000 kWh 0,22 ct/kWh 0,51 ct/kWh 1530 € 1266 € 870 €
0,36 ct/kWh 0,61 ct/kWh 1830 € 1326 € 750 €

Quelle: Datenberechnung erfolgt mittels Energiekostenrechner der Bundesregierung

Was bezahlen internationale Haushalte für Elektrizität?

Im Internationalen Vergleich ist Deutschland im Jahr 2022 mit seinen Strompreisen Spitzenreiter. In Italien liegt der Energiepreis bei etwa 25 Cent, in den Niederlanden bei 19 Cent, in Indien bei 8 Cent, in der Schweiz und in Österreich bei 23 Cent, in Frankreich bei 21 und in Kanada bei 12 Cent. 

Land Strompreis Land Strompreis
Italien 25 Cent Schweiz 23 Cent
Frankreich 21 Cent Luxemburg 23 Cent
Niederlande 19 Cent Indien  8 Cent
Österreich 23 Cent China 9 Cent
Kanada 12 Cent Südkorea  11 Cent
USA 16 Cent Polen 19 Cent
Brasilien 14 Cent Griechenland 17 Cent
Ungarn  10 Cent Dänemark  29 Cent
Belgien 27 Cent Irland 26 Cent
Spanien 23 Cent Finnland 18 Cent
Kroatien 13 Cent Bulgarien 10 Cent
Norwegen  18 Cent Portugal 20 Cent

Quelle: strom-report.de, focus.de


Auch Industrie zahlt mehr Strom

Ebenso zahlt die deutsche Industrie mehr Strom, auch wenn ihre Tarife ermäßigt sind, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mitteilt. Im Jahr 2020 lag der Preis pro Kilowattstunde für die Industrie noch bei 17,76 Cent, nun ist der Preis sprunghaft im Januar 2022 auf 26,64 Cent je Kilowattstunde gestiegen. Nun schlagen Verbände der deutschen Industrie Alarm, denn die hohen Energiepreise bedrohen die Existenz vieler Unternehmen und somit im Endeffekt auch den deutschen Wirtschaftsstandort.

Video: Strommarkt außer Kontrolle - was die Politik tun muss

Quelle: youtube.com

Abschaffung der EEG-Umlage gefordert

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert die Abschaffung der aktuellen hohen EEG-Umlage, die als Förderung von erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Es droht eine massive Abwanderung aus Deutschland von Industriezweigen wie Metall, Papier, Stahl, Zement, Glas und Aluminium, die viel Strom verbrauchen. Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführe, erklärt die Situation wie folgt:

"Die EEG-Umlage ist ein Hemmschuh für den Industriestandort Deutschland. Gerade im wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Krise und beim Klimaschutz bremst sie Unternehmen und Verbraucher aus. Die Bundesregierung muss eine dauerhafte Kehrtwende bei der Umlagenhöhe einleiten und das Kapitel hoher staatlicher Lasten auf den Strompreis komplett beenden. Mehr Markt und weniger Regulierung ist die Lösung für den Erfolg der Energiewende." 

Für die Industrie und den deutschen Haushalten fordert der BDI nun die Abschaffung der EEG-Umlage. Der Rechnungshof-Präsident Kay Scheller erklärt:

"Die Energiewende droht Privathaushalte und Unternehmen finanziell zu überfordern. Das setzt die Akzeptanz des Generationenprojekts aufs Spiel. Und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands."

Experten schlagen nun vor, das gesamte System der staatlichen Umlagen und Entgelte "grundlegend zu reformieren".