Die Diskussionen um eine Einführung einer Frauenquote reißen nicht ab. Hierzulande nicht und auch nicht in der EU. Was hier bereits heftig diskutiert wurde, soll nun für die ganze EU gelten: Die Einführung einer Frauenquote für Führungspositionen an Europas Unternehmen. Dies gab EU-Kommissarin Viviane Reding 2012 bekannt. Europas Unternehmen hatten von der EU-Kommission eine Frist bis Ende Mai 2012 bekommen, um sich bezüglich einer Einführung einer Frauenquote zu äußern. Nun einigte sich die EU im Juni 2022 auf eine Frauenquote in Europas Wirtschaft.

Ab 2026 müssen Frauen in Spitzenpositionen besetzt werden

Die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament haben sich auf eine Frauenquote in Spitzenpositionen in der europäischen Wirtschaft geeinigt. Ab 2026 müssen Unternehmen eine mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsposten oder 33 Prozent der Vorstands- und Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzen. Sicherstellen sollen dies die Mitgliedstaaten.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte dazu: "Es gibt viele Frauen, die für Spitzenjobs qualifiziert sind: Sie sollten sie auch bekommen können".

Grundlage für politische Einigung war Kommissionsvorschlag

Bis zu diesem Durchbruch wollte die Kommission 2012 auch über ein mögliches Gesetz entscheiden. Europaweit ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen an EU-Konzernen um lediglich 13,7 Prozent gestiegen. Dies ist für Reding viel zu wenig. Sie forderte im Jahre 2011 die Unternehmen auf, bis 2015 etwa 30 Prozent und bis 2020 40 Prozent Frauen in den Führungspositionen zu befördern. Bisher konnte aber nur ein Zuwachs von 13,7 Prozent verzeichnet werden.

Für Reding bedeutete dies, dass ohne eine Frauenquote noch 40 Jahre vergehen werden, bis das gesteckte Ziel von 40 Prozent endlich erreicht ist. Reding erhält bezüglich der Frauenquote vom EU-Parlament und von der Bevölkerung Rückendeckung. Trotz des Zuspruches sprechen die Zahlen jedoch etwas anderes. Die Quote der Frauen, die es bis in die Führungspositionen geschafft haben, stieg nicht, sondern sank innerhalb der letzten 12 Monate um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. In Deutschland befinden sich zurzeit 15,6 Prozent Frauen in einem Vorstandsposten. Die Frauenquote stieg innerhalb der letzten 15 Monate um 3 Prozentpunkte. Spitzenreiter mit 27,1 Prozent Frauenanteil in Führungspositionen ist Finnland, gefolgt von Frankreich mit 22,3 Prozent.

In Frankreich wurde eine Frauenquote vor etwa einem Jahr eingeführt. Somit stieg der Anteil an Frauen in Führungspositionen rapide an. Deutschland hält sich ebenso als Spitzenreiter, jedoch nicht in der Frauenquote, sondern im Lohngefälle zwischen Frauen und Männern. In keinem anderen EU-Land ist das Gefälle derart groß. Frauen in einer Vollzeitbeschäftigung verdienen hierzulande im Durchschnitt 21,6 Prozent weniger als Männer in gleicher Position. In Norwegen hingegen beträgt die Differenz 8,4 Prozent und in Belgien 8,9 Prozent. Der Differenzdurchschnitt aller 34 der OECD angehörige Länder beträgt durchschnittlich 16 Prozent. Dies gab die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kürzlich bekannt. 

Quelle: m.faz.net