In Zeiten, wo Strom, Öl und Gas immer teurer werden, denken viele Verbraucher über ein Balkonkraftwerk nach. Das Positive daran: Auch Mieter können eine Balkonsolaranlage anbringen. Doch lohnt sich überhaupt ein Balkonkraftwerk? Was kann man mit Photovoltaik auf dem Balkon alles betreiben? Schauen wir uns ein Balkonkraftwerk mal genauer an.
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Der Standort: Welcher Balkon ist geeignet?
Im Prinzip gilt als Faustformel: Jeder Balkon, der viel Sonne ausgesetzt ist, ist geeignet. Je mehr Sonne vorhanden ist, desto besser. Süd-Balkone ohne Beschattung durch Bäume und Gebäude sind also bestens geeignet. Eines ist noch wichtig: eine Steckdose auf dem Balkon. Es reicht eine einfache Schukosteckdose aus. Diese benötigt man für die Einspeisung des Stroms in das Netz.
Welches Balkonkraftwerk ist geeignet?
Im Prinzip eignet sich für eine Balkoninstallation eine steckerfertige Anlage, bestehend aus einem Befestigungsset für den Balkon, zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Diese Anlagen kosten mittlerweile schon um die 500 Euro. Nach rund fünf bis sieben Jahren hat sich in der Regel das Geld für das Balkonkraftwerk schon wieder amortisiert, wenn man die Ersparnisse durch den eigenen Strom mit einberechnet. Solarmodule halten etwa 20 bis 25 Jahre, bis sie erneuert werden müssen, ein Wechselrichter ungefähr zehn Jahre.
Wie viel Strom kann ein Balkonkraftwerk produzieren?
Aktuell hat die Bundesregierung die Stromproduktion auf Balkonen auf maximal 600 Watt gedeckelt, was heißt, der Wechselrichter darf nur höchstens 600 Watt durchlassen. Nun ist es so, dass in Deutschland nicht immer die Sonne scheint, was im Endeffekt bedeutet, dass noch weniger Strom eigentlich ankommt.
Was kann man machen, um mehr Strom zu haben?
Um die vollen 600 Watt nutzen zu können, kann es sinnvoll sein, zwei Solarmodule anzubringen, die mehr Leistung zusammen haben, sprich 800 Watt. Selbst wenn dann mal der Himmel kurzzeitig bewölkt sein sollte, können noch 600 Watt ankommen.
Was kann man mit 600 Watt betreiben?
Experten raten, so vorzugehen: Wenn die Sonne scheint und das Balkonkraftwerk arbeitet, sollte man beispielsweise die Waschmaschine, den Geschirrspüler oder den Trockner anstellen, denn diese brauchen relativ viel Strom und würden dann erst einmal den Strom vom Balkonkraftwerk nehmen. Sonnenstrom, der nicht selbst verbraucht wird, den verschenkt man, da dieser automatisch ins allgemeine Stromnetz fließt, weshalb es sich lohnen kann, tatsächlich stromfressende Geräte an Sonnentagen zu betreiben. Kleine Geräte wie ein Staubsaugerroboter oder das Laden des Handys deckt die Solaranlage auf dem Balkon eigentlich gut ab.
Ein Balkonkraftwerk muss angemeldet werden
Eines vorweg: Eine Genehmigung eines Balkonkraftwerks ist vom Energieversorger nicht notwendig. Aber: Das Kraftwerk für den Balkon muss beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur online angemeldet werden.
Mieter brauchen Zustimmung des Vermieters, aber vielleicht nicht mehr lange
Für Mieter bestehen folgende Regeln: Im Prinzip darf man vom Gesetzgeber her auch als Mieter ein Balkonkraftwerk anbringen, allerdings benötigt man hier die Zustimmung des Vermieters. Aber dies soll sich bald ändern, denn das Bundesjustizministerium möchte das Mitspracherecht der Vermieter bei einem Balkonkraftwerk einschränken. So sollen Mieter künftig ohne die Zustimmung des Vermieters ein Balkonkraftwerk anbringen dürfen. Zudem möchte das Bundesjustizministerium die Leistungsgrenze von aktuell 600 Watt auf 800 Watt erhöhen. Dadurch würde ein Balkonkraftwerk noch interessanter werden.
Balkonkraftwerk mit Speicher: Unsinn oder empfehlenswert?
Hierbei scheiden sich die Geister. Einige Experten raten zu einem Speicher, Handwerker hingegen bezeichnen diesen als Unsinn, da im Gegensatz zu großen Anlagen bei Balkonkraftwerken häufig keine Energiemanagementsysteme genutzt werden. Dies bedeutet, dass der Energieverbrauch nicht reguliert werden kann. So hält der Speicher nicht den gesamten produzierten Strom, sondern leitet ihn ins allgemeine Stromnetz. Dabei ist es doch der Sinn des Stromspeichers, den Strom zu speichern und dann freizugeben, wenn man ihn benötigt, beispielsweise am Abend, wenn keine Sonne scheint. Sollte also der Stromspeicher nicht über ein Energiemanagementsystem verfügen, so kann man sich - so die Aussage vieler Handwerker - die Kosten für einen Speicher sparen, denn diese liegen mit 1.000 bis 2.000 Euro oftmals höher als die eines Balkonskraftwerks für 500 Euro. PV-Stromspeicher sind zudem technisch in der Regel nicht mit Balkonsystemen verbindbar und oft auch völlig überdimensioniert.
Wie viel Geld kann mit einem Balkonkraftwerk gespart werden?
Pro Jahr können ungefähr 170 Euro gespart werden. Dies hängt natürlich auch vom Stromverbrauch und der Geräte ab. Aber der Durchschnitt beträgt etwa 170 Euro. Dies bedeutet, dass sich die Solaranlage auf dem Balkon in wenigen Jahren amortisiert hat. Sollte jedoch noch ein Speicher hinzugekauft werden, der rund 1.500 Euro kostet, dann kann die Amortisationszeit durchaus 14 Jahre und mehr dauern, denn man sollte bedenken, dass die Einsparung durch einen Speicher nur rund 20 Euro betragen. Das heißt also, dass statt 170 Euro pro Jahr 190 Euro pro Jahr gespart werden können. Durch die lange Amortisationszeit kann es passieren, dass in 14 Jahren der Speicher bereits ersetzt werden muss. Wenn man sich das durchrechnet, kommt man also zum Schluss, dass ein Speicher für ein Balkonkraftwerk eher weniger lohnenswert ist.
Fazit: Ab wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk kann eine sinnvolle Investition sein, wenn der Balkon viel Sonne ausgesetzt ist und insbesondere an Sonnentagen stromfressende Geräte wie die Waschmaschine betrieben werden. Da die Lebensdauer von Balkonkraftwerken durchaus 20 Jahre und mehr beträgt, die Anschaffungskosten sich mit rund 500 Euro in Grenzen halten und die Amortisationszeit nur wenige Jahre dauert, so ist eine Photovoltaikanlage auf dem Balkon eine durchaus lukrative Sache. Ein Speicher scheint wegen der hohen Kosten von 1.000 bis 2.000 Euro und wegen des fehlenden Energiemanagementsystems eher kaum lohnenswert zu sein.