Nach langen Verhandlungen ist es nun soweit: Das Tarifergebnis für die Chemie- und Pharmaindustrie und damit für rund 580.000 Beschäftigten steht. Und das genau jetzt, in einer Situation, "die ich in 40 Jahren noch nicht erlebt habe", wie Gewerkschafter Ralf Sikorski mitteilt.
So sieht das Tarifergebnis aus
- + 3,25 % zum Januar 2023
- + 3,25 % zum Januar 2024
- + 1500 Euro als Einmalzahlung spätestens im Januar 2023
- + 1500 Euro als Einmalzahlung zum Januar 2024
- + 500 Euro als Einmalzahlung für Auszubildende
- Laufzeit: 20 Monate bis 30.06.2024
Inflation wird ausgeglichen
Durch die Einberechnung der beiden Sonderzahlungen profitieren die untersten Lohngruppen. Sie erhalten somit 15,6 Prozent mehr Geld. Durchschnittlich gesehen liegt die Erhöhung bei knapp 13 Prozent. Dadurch wird die Inflation ausgeglichen.
Einmalzahlungen sind steuerfrei
Die Einmalzahlungen sind steuerfrei. Es müssen auch keine Sozialabgaben gezahlt werden. Somit können Beschäftigte also mit vollen 3.000 Euro Sonderzahlung rechnen.
Festbetrag für untere Lohngruppen wurde nicht umgesetzt
Die Forderung der Gewerkschaft einen Festbetrag für die unteren Lohngruppen festzusetzen, konnte nicht erreicht werden. Die Arbeitgeber erklärten, dass gerade jetzt in der Energiekrise die Kosten nicht zu hoch gesetzt werden dürfen. Die gesamte Branche sorgt sich um den Energieverbrauch, denn auf diesen entfallen 15 Prozent des gesamten deutschen Gasverbrauchs. Durch die hohen Gaspreise trotz Gasumlage muss die Branche nun je denn mehr auf die Kosten schauen. Da sind hohe Löhne einfach nicht drin. Daher setzten die Arbeitgeber statt auf hohen Löhnen auf Einmalzahlungen.
Situation in anderen Branchen sichtlich verhärtet
In anderen Branchen ist die Situation sichtlich angespannt. So geräuschlos wie in der Chemie- und Pharmaindustrie der Tarifabschluss herbeigeführt werden konnte, geht es anderswo nicht. In der Metall- und Elektroindustrie bewegt sich nichts, auch nicht nach vielen Verhandlungen. Ganz im Gegenteil: Stefan Wolf, Arbeitgeberchef, forderte zuletzt eine Nullrunde, statt die Löhne zu erhöhen. Die IG Metall droht nun mit Warnstreiks, die sie Ende Oktober starten würde.
Aber auch im öffentlichen Dienst steht eine Tarifrunde an, nämlich die von Bund und Kommunen im TVöD. Hier sorgten die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der dbb Beamtenbund für Aufsehen. Sie fordern 10,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten.