In Deutschland greift der Mindestlohn, jedoch liegen viele Gehälter im Vergleich zu den gestiegenen Kosten und der hohen Inflation weiterhin niedrig. Friseure erhalten im Durchschnitt ein Brutto-Jahreslohn von 20.200 Euro, Zahnmedizinische Fachangestellte sind ebenso mit median 21.220 Euro pro Jahre kaum besser gestellt. Wer hätte das gedacht? Im Folgenden erfahren Sie, welche Berufe in Deutschland aktuell am geringsten vergütet werden.


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Berufe mit dem geringsten Lohn

Beruf Jahresgehalt brutto1 Monatsgehalt brutto2 Gehalt pro Tag brutto3
Friseur 20.192 € 1.682,66 € 84,13 €
Zahnmedizinische Fachangestellte 21.220 € 1.768,33 € 88,42 €
Restaurantfachfrau 21.994 € 1.832,83 € 91,64 €
Kauffrau Tourismus und Freizeit 22.301 € 1.858,42 € 92,92 €
Koch 22.339 € 1.861,58 € 93,08 €
Rechtsanwaltsfachangestellte 23.090 € 1.924,16 € 96,21 €
Verkäufer im Einzelhandel 23.611 € 1.967,58 € 98,38 €
Küchenhilfe 23.690 € 1.974,17 € 98,71 €
Call Center Agent  24.200 € 2.016,67 € 100,83 €
Disponent 26.491 € 2207,58 € 110,38 €
Berufskraftfahrer 27.114 € 2.259,50 € 112,98 €

1 Für das Jahresgehalt wurde der mediane Bruttolohn aus dem Jahr 2019 herangezogen. 

2 Der Brutto-Monatslohn ermittelt sich aus der Division der 12 Monate pro Jahr.

3 Das Brutto-Tagesgehalt wird aus der Division mit 20 ermittelt. Es wurden hierbei 20 Arbeitstage zugrunde gelegt.

Quelle der Daten: statista.com

Was versteht man in der Wirtschaft unter einem Niedriglohn?

In der deutschen Wirtschaft versteht man unter der Niedriglohnquote den Anteil der Beschäftigungsverhältnisse, die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes (Median) aller Beschäftigungsverhältnisse vergütet werden. In Zahlen ausgedrückt beginnen Niedriglöhne bei 12,50 Euro brutto pro Stunde. Alle Löhne, die niedriger als 12,50 Euro liegen, werden also als Niedriglohn eingestuft.

Jeder fünfte Beschäftigte bekommt einen Niedriglohn

Fast jeder fünfte Beschäftigte erhält in Deutschland einen Niedriglohn. Im Jahr 2022 lag die Quote bei 19 Prozent der gesamten Beschäftigungsverhältnisse. Erkennbar ist auch ein Ost-Westgefälle. 23 Prozent der Ostdeutschen erhalten einen Niedriglohn, in Westdeutschland sind es 18 Prozent. 

Überwiegend Frauen erhalten ein niedriges Gehalt

Hauptsächlich werden in Deutschland junge Frauen mit einem niedrigen Lohn abgespeist. Im Jahr 2022 erhielten 23 Prozent der Frauen und nur 16 Prozent der Männer einen Niedriglohn. Dies liegt laut Wirtschaftsexperten daran, dass Frauen erstens nicht konsequent genug in Gehaltsverhandlungen gehen und somit weniger klar ausdrücken, was sie eigentlich für eine Gehaltsvorstellung haben und andererseits daran, dass Frauen vermehrt in Berufen tätig sind, die weniger gut bezahlt sind. Zudem schlagen Teilzeitbeschäftigungen zu Buche, denn viele Frauen können Familie und Beruf nicht optimal vereinen.

Das Alter spielt beim Niedriglohn eine Rolle

Auch das Alter spielt beim Niedriglohn eine Rolle. Mit 44 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland liegt die Niedriglohnquote für junge Erwerbstätige unter 25 Jahren sehr hoch. Beschäftigte, die 65 Jahre und älter sind, sind mit 41 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich häufig betroffen.

Niedriglohn ist besonders im Gastgewerbe verbreitet

Der Niedriglohnsektor ist besonders im Gastgewerbe mit 63 Prozent sehr hoch, gefolgt von Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei mit 56 Prozent und in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung mit 43 Prozent. Auf dem nächsten Rang liegen  sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen wie Reiseveranstalter und Gebäudebetreuer mit 40 Prozent.

Qualifikation schützt nicht immer vor Niedriglohn

Im Jahr 2022 erhielten nur 4 Prozent aller Beschäftigten mit einem Hochschul-Diplom oder Masterabschluss einen Niedriglohn. Arbeitnehmer mit einer abgeschlossenen Lehre oder Berufsfachschule erhielten zu 19 Prozent einen Niedriglohn. Bei Arbeitnehmern ohne berufliche Qualifikation lag der Niedriglohn-Anteil bei 43 Prozent. Allerdings werden auch Akademiker zunehmend mit einem Mindestlohn abgespeist. Häufig handelt es sich um Akademiker mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss.

Die Niedriglohngrenze in der EU

EU-weit erhalten 15 % aller Beschäftigten einen Bruttostundenlohn unterhalb der Niedriglohngrenze. Die Niedriglohnquote unterscheidet sich stark zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten. Sehr hoch liegt die Quote mit 24 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Lettland, gefolgt von Litauen, Estland und Polen mit jeweils 22 Prozent sowie Bulgarien und Deutschland mit jeweils 21 Prozent. Deutlich unter 10 Prozent liegen Italien mit 8,5 Prozent aller Beschäftigten, die einen Niedriglohn erhalten, Schweden und Portugal 4 Prozent und Finnland 5 Prozent.