Wenn es nach den Plänen der EU ginge, so wird in einigen Jahren der digitale Euro eingeführt werden. Nun kann man sich fragen, was dieser eigentlich bringen soll, denn es gibt mit EC- und Kreditkarten bereits ein elektronisches Bezahlen, ganz abgehen von der Bezahlmethode via Handy, Smartphone und iPhone. Welche Vorteile wird der digitale Euro haben? Wird Bargeld im Zuge der Einführung des digitalen Euros abgeschafft? Nun ist es soweit: Die EZB will über den digitalen Euro in der Woche ab 22.10.2023 entscheiden.
Bargeld wird bleiben
Die Europäische Zentralbank und EU-Kommission erklären ausdrücklich, dass Bargeld in Europa ein fester Bestandteil der Zahlungsmittel bleiben wird. Der digitale Euro soll als Ergänzung fungieren. Man könne diesen auch in Bargeld umwandeln.
Die zuständige Kommissarin Mairead McGuiness erklärt diesbezüglich:
"Man bekommt mehr Auswahl. Wir werden digital tun können, was wir heute mit Bargeld erledigen und es ist wichtig, den Menschen diese Möglichkeit zu geben. Das ist nicht wie bei Kreditkarten. Wir sprechen darüber, unser Bargeld in ein digitales Format zu bringen und uns zu erlauben, Bargeld digital zu verwenden."
Das sind die Vorteile des digitalen Euros
- überall im Euroraum kann mit dem digitalen Euro gebührenfrei bezahlt werden
- es wird höchst wahrscheinlich eine digitale Geldbörse eingeführt werden
- die Bezahlung wird auch mit dem Smartphone möglich sein (schon jetzt leisten dies Plattformen wie PayPal oder ApplePay)
- Zahlungen mit dem digitalen Euro funktionieren auch ohne Internetverbindung
- es werden weniger personenbezogene Daten preisgegeben (laut Kommissarin McGuiness)
- Datenschutz bleibt wie bei bereits bestehenden digitalen Zahlungsmitteln gleich
- der Datenschutz wird bei Offline-Zahlungen jedoch schärfer
- Zahlungsabwicklung funktioniert ohne eingebundene dritte Partei wie beispielsweise einer Bank
Payment-Experte Rudolf Linsenbarth erklärt:
"Das Besondere an dem System: Ich kann Ihnen Geld überreichen - genau wie Bargeld, ohne dass eine dritte Partei eingebunden ist."
Demnach können Bürger Europas also bezahlen, ohne das eine Bank dazwischen geschaltet ist. Die Zahlung funktioniert also im Prinzip ohne Bankkonto.
Digitaler Euro soll gesetzliches Zahlungsmittel werden
Eines steht fest: Der digitale Euro soll gesetzliches Zahlungsmittel werden. Allerdings sind noch viele Details unklar, wie auch Kommissionsvize Valdis Dombrovskis bestätigt. Der digitale Euro soll sich gegen virtuelle Währungen anderer Staaten wie der USA, Großbritannien und China behaupten. In diesen Ländern wird bereits mit Hochdruck an einer digitalen Währung gearbeitet. Insgesamt sollen weltweit mehr als 100 Zentralbanken an einer digitalen Währung arbeiten.
Händler werden verpflichtet, digitalen Euro anzunehmen
Der Euro - glaubt man Valdis Dombrovski - ist die zweithäufigste verwendete Währung der Welt. Er darf nicht den Anschluss verlieren, wenn es um die Digitalisierung geht. So soll der digitale Euro auch ein gesetzliches Zahlungsmittel werden. Onlinehändler und auch Geschäfte vor Ort mit einer regulären Ladenkasse sollen verpflichtet werden, den digitalen Euro künftig anzunehmen.
Es wird eine Obergrenze für den Besitz geben
Die Kommission schlägt Obergrenzen für den Besitz des digitalen Euros vor, um Geldwäsche vorzubeugen. Bisher steht aber noch nicht fest, wie viele Euros auf dem digitalen Konto liegen dürfen.
Tritt der digitale Euro in Konkurrenz mit Banken?
Deutsche Banken und Sparkassen schlagen Alarm und äußern Bedenken, dass der digitale Euro in Konkurrenz mit dem Girokonto und den Sparmöglichkeiten der Geldinstitute treten könne. Die EZB versucht zu beschwichtigen: Der digitale Euro soll von Geldinstituten zu den Bürgern gebracht werden, so zumindest sieht es der Entwurf der Kommission vor.
Die zuständige Kommissarin Mairead McGuiness erklärt dazu:
"Wir wollen die Rolle der Banken beibehalten und verhindern, dass der digitale Euro dazu führt, dass Banken Einlagen verlieren, weil dies zu Risiken für die Finanzstabilität führen würde".
Der digitale Euro soll frühestens in drei Jahren kommen
Im Herbst 2023 will die Europäische Zentralbank entscheiden, wie es mit dem Vorhaben "digitaler Euro" weitergeht. Er könnte - wenn alles gut verläuft - frühestens in drei Jahren, sprich 2026 eingeführt werden.
Mehrwert: Ja oder nein?
Ob dieser allerdings von der Bevölkerung akzeptiert und genutzt wird, steht in den Sternen, denn bisher haben sich drei Viertel der Deutschen skeptisch gegenüber der virtuellen Gemeinschaftswährung Euro geäußert. Laut einer Umfrage, die im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) erfolgte, sehen drei Viertel der Deutschen den digitalen Euro als nicht notwendig an.
Auch aus internen Politikkreisen kommt Skepsis. So sieht der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber den digitalen Euro in seiner Akzeptanz als gefährdet, wenn die Bürger den Mehrwert der digitalen Währung nicht erkennen.
In der Tat - so muss man sich eingestehen - lässt der digitale Euro noch Fragen offen. Eine der wichtigsten Fragen scheint die Frage nach dem Nutzen, sprich dem Vorteil, gegenüber anderen Bezahloptionen zu sein. Was bringt also der digitale Euro? Hier wird die Politik noch nachbessern müssen, um den Bürgern die neue gesetzliche Währung tatsächlich schmackhaft zu machen.
Quelle: Europäische Zentralbank