Weltweit werden die Fälle von Affenpocken mehr. Nach dem Coronavirus breitet sich nun das Affenpockenvirus weiter aus. Der Erreger sorgt größtenteils für milde Krankheitsverläufe, kann aber zum Teil auch schwere Beschwerden verursachen. Was kann man tun, um sich vor einer Erkrankung zu schützen? Was passiert, wenn sich die Affenpocken im öffentlichen Dienst, insbesondere im Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsbereich, ausbreiten? Welche Regelungen gibt es? Gibt es Medikamente oder Impfungen gegen das Virus? Ein Überblick.
Welche Symptome treten bei Affenpocken auf?
Die Symptome einer Erkrankung mit dem Affenpockenvirus ähneln zum Teil denen eines anfliegenden grippalen Infektes. Patienten bekommen Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Fieber, die Muskel und der Rücken können schmerzen und die Lymphknoten sind geschwollen. Es kommt im Verlauf der Erkrankung anfänglich zu Flecken auf der Haut, die sich dann zu Knötchen formieren und sich letztlich zu eitrigen Bläschen weiterentwickeln. Nach einigen Wochen verschwinden alle Symptome wieder. Die Erkrankung ist dann überstanden.
In den meisten Fällen verursachen Affenpocken einen sehr milden bis milden Verlauf. In einigen Fällen können die Symptome aber auch schwerwiegender sein. Insbesondere junge und immungeschwächte Personen können ernsthaft an den Affenpocken erkranken.
Grafik: Das passiert im menschlichen Körper bei einer Ansteckung mit Affenpocken
Bildquelle: dpa-Grafik
Wie sehen Affenpocken aus?
Affenpocken sehen wie kleine eitrige Bläschen aus. Sie können mit Eiterpickeln, Windpocken, Herpes Zoster, Herpes Simplex, anderen Pockenvirus-Infektionen und Scharlach verwechselt werden. Im präeruptiven Stadium besteht auch eine Differentialdiagnose mit Influenza, Typhus abdominalis, Syphilis, Malaria, Leptospirose und viral-hämorraghische Fieber. Das nachfolgende Bild zeigt die Stadien der Hautveränderungen verursacht durch das Affenpockenvirus.
Bildquelle: UKHSA
Wie kann ich mich mit dem Affenpockenvirus anstecken?
Eine Ansteckung ist insbesondere durch einen engen Körperkontakt möglich. Dabei kann eine Übertragung des Affenpockenvirus durch Hautkrusten, Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfcheninfektion und durch sexuellen Kontakt erfolgen.
Wie lange dauert es, bis die Erkrankung ausbricht?
Die Inkubationszeit beträgt 7 bis 21 Tage, zumeist bricht die Krankheit jedoch nach 10 bis 14 Tagen aus.
Wie lange ist ein Infizierter ansteckend?
Ärzte gehen davon aus, dass eine infizierte Person über die gesamte Krankheitsdauer hinweg ansteckend bleibt. Dies bedeutet, dass Infizierte für zwei bis drei Wochen andere Menschen anstecken können.
Schützt die Pockenimpfung vor einer Ansteckung?
Der Erreger der echten Pocken, das Variolavirus, wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1980 als ausgerottet erklärt. Daraufhin wurde die Pockenimpfkampagne eingestellt. Dadurch hat der Immunschutz gegen die Pocken in der Bevölkerung kontinuierlich nachgelassen. Britische Forscher wiesen in einer Studien im Juli 2020 daraufhin, dass rund 70 Prozent der weltweiten Bevölkerung nicht mehr gegen Pocken geschützt seien. Die Studie erschien im Fachmagazin "Vaccine".
Das Affenpockenvirus ist mit dem Variolavirus eng verwandt. Dadurch bedingt, schützt eine frühere Pockenimpfung noch heute zu etwa 85 Prozent vor einer Erkrankung mit Affenpocken, wie die WHO erklärt. Eine Nachimpfung könnte helfen, die Ausbreitung des Pockenvirus einzudämmen. In Großbritannien wird bereits allen Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten ein Impfangebot gemacht.
Kann jeder Impfstoff gegen Affenpocken eingesetzt werden?
Gegen Pocken Geimpfte kennen die charakteristische Narbe auf dem Arm, die von der früheren Pockenimpfung stammt. Damals wurden Lebendimpfstoffe mit vermehrungsfähigen Pockenviren eingesetzt. Nach einer Impfung bildeten sich an der Einstichstelle meist Hautläsionen, die charakteristische Pockenimpfung-Narbe.
Heute werden diese Lebendimpfstoffe nicht mehr eingesetzt. Zudem gibt es auch keinen Impfstoff, der speziell gegen Affenpocken zugelassen ist. Es existiert aktuell in der EU nur ein Vakzin, dass für Erwachsene zugelassen ist: Imvanex, ein Lebendimpfstoff mit dem genetisch veränderten Pockenvirus "Modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA)". Der Impfstoff kann weder die Krankheit auslösen noch sich nach Verabreichung im menschlichen Körper vermehren.
Allerdings ist noch unklar, inwieweit und wie lange die Impfung gegen die echten Pocken und wahrscheinlich auch gegen die Affenpocken schützen kann. Bekannt ist, dass Imvanex hohe Antikörperantworten liefert, die auf einen Schutz gegen die echten Pocken hindeuten.
Können Affenpocken mit Medikamenten therapiert werden?
Wer das Pockenvirus bekommen hat, kann insbesondere in schweren Verläufen oder bei Vorliegen einer Immunschwäche mit dem Arzneimittel Tecovirimat therapiert werden. Das Medikament ist erst seit Januar 2022 in der EU zugelassen und muss von einem Arzt verschrieben werden. Es greift das sich auf der Oberfläche von echten Pocken und Affenpocken befindliche Protein VP37 an und verhindert seine Vermehrung im menschlichen Körper. Dadurch wird die Ausbreitung der Infektion im Körper verhindert. Allerdings ist noch unklar, wie gut das Medikament wirkt.
Was tun, wenn man sich mit Affenpocken infiziert hat?
In Deutschland besteht bei einer Affenpocken-Infektion eine Meldepflicht für Ärzte nach § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG und eine Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG. Wer an sich Symptome einer Pockeninfektion beobachtet, sollte seinen Hausarzt informieren, am besten vorab telefonisch. Dieser wird dann alle weiteren Schritte mitteilen.
Gesundheitsminister Lauterbach gibt am 24.05.2022 bekannt, dass sich Infizierte einer angeordneten Quarantäne von mindestens 21 Tagen begeben sollen. Das Gleiche gilt für enge Kontaktpersonen von Infizierten.
Wie kann man sich vor Affenpocken schützen?
Vor Affenpocken schützt in erster Linie das Vermeiden von engen Kontakten zu potentiell infizierten Tieren und Menschen. Auch der Verzehr von potenziell infizierten Tieren wie verschiedene Nagetiere und Affen in Endemiegebieten sollte vermieden werden. Bei Kontakt mit Erkrankten ist auf entsprechende Hygienemaßnahmen zu achten.
Können sich auch Lehrer und Erzieher bei Kindern anstecken?
Im Prinzip kann jeder Mensch das Affenpockenvirus bekommen, auch Kinder. Deshalb können Kinder ebenso das Virus an Erzieher und Lehrer weitergeben und auch umgekehrt, wenn diese sehr engen Kontakt zu Kindern pflegen. Insbesondere ist dies bei Erziehern im und außerhalb des öffentlichen Dienstes der Fall, wenn diese beispielsweise Kinder umarmen und es beispielsweise zu einer Tröpfcheninfektion kommt. Ein enger Kontakt lässt sich im Umgang mit Kindern selten vermeiden. Von daher sollten primär Erzieher und Lehrer aufmerksam sein und bei Verdacht auf Affenpocken umgehend einen Arzt und die Eltern sowie die Kita-Leitung verständigen.
Welche Berufsgruppen im öffentlichen Dienst sind besonders gefährdet?
Neben Lehrer und Erzieher können sich ebenso Arzthelfer, Klinikpersonal, Krankenschwestern und Krankenpfleger, Polizeibeamte und Sozialarbeiter mit den Affenpocken infizieren, da auch sie zum Teil in engeren Kontakt mit Menschen kommen. Allerdings halten Experten eine Übertragung im Beruf von Mensch zu Mensch für äußerst gering.