Jeder Arbeitnehmer kennt das: Bald steht ein Feiertag an und dies bedeutet "frei". Man muss nicht zur Arbeit und kann den Feiertag genießen. Doch dann kommt die nüchterne Enttäuschung: Der Feiertag fällt auf das Wochenende. Für viele Arbeitnehmer bedeutet das ein verlorener Feiertag. Doch warum werden Feiertage in Deutschland nicht nachgeholt? Viele Länder machen es vor: Spanien, Belgien, Großbritannien und sogar in Kenia werden Feiertage nachgeholt. Immerhin sind sie nicht umsonst zu Feiertagen erklärt worden.
Ganz bitter: 1. Mai, Tag der Arbeit, fällt auf einen Sonntag
Ganz bitter ist die Situation, wenn der 1. Mai, der Tag der Arbeit, auf einen Sonntag fällt, wie im Jahr 2022 geschehen. Immerhin wird an diesem Tag die Durchsetzung des 8-Stunden-Tages gefeiert und damit das Ende der Knechtschaft mit mindestens 12 Stunden Arbeit pro Tag. Doch der Sonntag, der Ruhetag, schluckt ihn einfach. Weg ist er, der Maifeiertag.
Deshalb haben wir am 1. Mai frei
Nun räkelt sich die Politik. Jahrelang wurde dieses Thema totgeschwiegen oder zumindest einfach unter den Teppichboden gekehrt. Dabei ist die Antwort auf die Frage über den Sinn der Feiertage ganz klar: Sie sind nicht umsonst eingeführt werden. Gerade der Maifeiertag gilt als wichtig, denn er steht für Demokratie, die Abschaffung des 12-Stunden-Arbeitstages und die Einführung des 8-Stunden-Tages. Ihn so einfach durch einen Sonntag dahinschmelzen zu lassen, ist aus Sicht eines Arbeitnehmers nicht fair. Es ist falsch, denn der Sonntag steht seit der griechisch-römischen Kultur für Ruhe vor der Arbeit, im Mittelalter wurde er religionsbedingt zum Seelenheil erklärt. Wer am Sonntag arbeitete, begann den Sonntagsfrevel, der dann schließlich das Seelenheil gefährdete. Im Mittelalter wurde diese Denkweise auch auf die restlichen Feiertage ausgeweitet.
Der 1. Maifeiertag hingegen steht für den Arbeitskampf, also wenn man es so möchte, für genau das Gegenteil. Hier geht es um das Thema Arbeit und bessere Arbeitsbedingungen. Also kann im Prinzip der Sonntag, der für die Ruhe vor der Arbeit steht nicht einfach den 1. Mai schlucken. Im Prinzip wäre das ein Frevel.
Arbeitgeber sollen zusätzlichen arbeitsfreien Tag anbieten
Diesen Widerspruch hat zumindest ein Teil der Politik erkannt. Die Linke wollen zeitnah politisch tätig werden, um Feiertage nicht mehr ausfallen zu lassen. Bis eine gesetzliche Regelung durchgewunken ist, sollen jedoch Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern als Ersatz einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag anbieten. Ob das so einfach gelingt, sei dahingestellt.
Feiertage nachholen? Andere Länder machen es längst vor
Spanien, Belgien, Kenia und Großbritannien machen es vor: Wenn dort ein Feiertag auf ein Wochenende fällt, so wird dieser an einen kommenden Werktag nachgeholt. Der 1. Mai wird also in diesen Ländern am Montag nachgeholt.
Feiertage, die in ganz Deutschland gelten
- 01.01.2024, Montag: Neujahr
- 29.03.2024, Freitag: Karfreitag
- 01.04.2024, Montag: Ostermontag
- 01.05.2024, Mittwoch: 1. Mai
- 09.05.2024, Donnerstag: Christi Himmelfahrt
- 20.05.2024, Montag: Pfingstmontag
- 03.10.2024, Donnerstag: Tag der Deutschen Einheit
- 25.12.2024, Mittwoch: Erster Weihnachtsfeiertag
- 26.12.2024, Donnerstag: Zweiter Weihnachtsfeiertag
Warum wurden bisher der 1. Mai und die Feiertage nicht nachgeholt?
Der Grund sind in erster Linie Wirtschaftsexperten, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit infrage stellen, sollten Feiertage wie der 1. Mai an einem Werktag nachgeholt werden. Wie das Tagesblatt Die Welt schreibt, erklärt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), dass Deutschland innerhalb der EU die kürzeste Jahresarbeitszeit und zusammen mit Dänemark die meisten freien Tage habe. Das dies nicht ganz so stimmt, zeigt ein Blick auf die Feiertage in Italien.
Neben den christlichen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten, dem 1. Mai, Neujahr und Allerheiligen, die ebenso bei uns gelten, hat Italien zusätzlich noch eine gute Handvoll weiterer Feiertage, die italienweit gefeiert werden. Hinzu kommen beispielsweise noch der 25. April, der Tag der Befreiung, der 2. Juni, der Tag der Republik, der 15. August, Ferragosto, sprich der Beginn der Ferien, der 4. November, der Tag der nationalen Einheit und der Streitkräfte sowie der 8. Dezember, Mariä Empfängnis. Dazu gibt es noch weitere Feiertage, die regional zum Einsatz kommen.
In Italien kommen ebenso wie in Deutschland die Urlaubstage hinzu. Geregelt sind dort gesetzlich mit der Gesetzesverordnung 66/2003 mindestens vier Wochen Jahresurlaub, also mindestens 28 Tage Urlaub, wovon zwei Wochen zusammenhängend genommen werden müssen. In Deutschland hingegen ist im Bundesurlaubsgesetz in § 3 ein Urlaubsanspruch pro Jahr von mindestens 24 Werktagen geregelt. Hier liegt also ebenso Italien vorn.
Dies bedeutet also, dass nicht Deutschland Spitzenreiter in Sachen freier Tage sein kann, sondern in der EU es Länder gibt, die weitaus mehr freie Tage aufweisen wie das Beispiel Italien zeigt. So muss an dieser Stelle anbringen, dass das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) entweder nicht richtig recherchiert hat oder, was weitaus schlimmer wäre, einfach den Arbeitnehmern die gesetzlichen Feiertage wegen Konjunkturzielen nicht gönnt.
Wirtschaftsexperten warnen vor einen Einbruch der Konjunktur, wenn Feiertage nachgeholt werden. Ob dies tatsächlich so sein würde, wird in Teilen der Politik und selbst bei einigen Wirtschaftsexperten bezweifelt.
Sollte der 1. Mai nachgeholt werden?
Auf jeden Fall. Gesetzliche Feiertage gelten nicht als Wochenende, sondern sie haben stets einen Hintergrund. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der für den erfolgreichen Arbeitskampf steht, Allerheiligen ist der Tag, an dem aller Heiligen gedacht wird und die Weihnachtsfeiertage stehen für die Heiligenfeste. Jeder Feiertag ist etwas Besonderes und sollte den arbeitenden Bürgern auch an einem Wochentag gewährt werden, wenn der Feiertag auf das Wochenende fällt.
Sollten religiöse Feiertage landesweit gefeiert werden?
Mit der Bearbeitung dieses Artikels stellt sich eine weitere Frage ein, die sicherlich bei vielen Arbeitnehmern auf Interesse stoßen wird. In Deutschland gibt es christliche Feiertage wie Allerheiligen, Fronleichnam und Buß- und Bettag, die nur regional gefeiert werden. Katholische Arbeitnehmer, die in den neuen Bundesländern tätig sind, kommen also fast nie in den Genuss ihren katholischen Feiertag zu feiern, wie das Beispiel von Allerheiligen zeigt. Allerheiligen wird in Deutschland vorwiegend in den alten Bundesländern gefeiert. In Brandenburg, Schleswig-Holstein, Thüringen und vielen weiteren Bundesländern Deutschlands wird dieser Tag nicht als gesetzlicher Feiertag gefeiert.
Regionale Feiertage stellen religiöses Problem dar
Auch 33 Jahre nach dem Mauerfall ist Deutschland zwar geografisch vereint, aber es hapert noch an vielen Stellen wie eben an den Feiertagen. Nach 33 Jahren leben viele ostdeutsche Bürger in den alten Bundesländern, viele westdeutsche Bürger in den neuen Bundesländern. Sie müssen jährlich auf ihre religiösen Feiertage verzichten, weil bisher einfach keine gemeinsame bundesweite Regelung getroffen wurde.
Dies ist unter anderem in NRW zu beobachten. Dort gibt es beispielsweise Fronleichnam als Feiertag im Juni. Dieser Tag stellt ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche dar, denn an diesem Tag wird die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert. Da dieser Feiertag nur in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland gesetzlich ein Feiertag darstellt, heißt dies also im Umkehrschluss, dass alle anderen Arbeitnehmer in den anderen Bundesländern kein Anrecht auf dieses katholische Hochfest haben, auch wenn sie katholischen Glaubens sind. Sie müssen stattdessen arbeiten gehen.
Ein weiterer Punkt ist die Faschingszeit, die oft in NRW zu zusätzlichen freien Tagen führt. Während NRW die Faschingszeit feucht fröhlich feiert, muss der Rest Deutschlands arbeiten. Gerecht ist dies nicht, denn es gibt sicherlich auch viele Bürger und Arbeitnehmer, die an den Faschingsumzügen teilnehmen würden wollen, ohne Urlaubstage nehmen zu müssen.
Fazit: Sollte der Feiertag nachgeholt werden?
Hier ist also aus unserer Sicht viel nachzuholen. Bundesweit sollten Feiertage vereinheitlicht werden. Sollten Feiertage wie der 1. Mai auf ein Wochenende fallen, so sollten diese an den darauffolgenden Werktag nachgeholt werden.