Die Erzieher an Kitas streiken für eine gerechtere Bezahlung, also um höhere Löhne. Aber auch eine bessere Anerkennung ihrer Tätigkeit und die dramatische Überbelastung sind Thema. Denn der Betreuungsschlüssel – also die Aufteilung, wer wie viele Kinder betreuen soll – macht die Arbeitsbedingungen unerträglich. Zudem variiert dieser von Bundesland zu Bundesland.

Betreuungsschlüssel passt nicht

Erzieher, Sozialverbände und Eltern schlagen Alarm und sorgen sich um die Kinder. Auch die Gewerkschaft findet die Belastung zu hoch. Der vom Gesetzgeber geforderte Betreuungsschlüssel sei ungerecht, da er von Bundesland zu Bundesland variiere und die Realität nicht abbilde. Und die Differenzen sind beträchtlich, zumal die Einrichtungen Kinder im Alter von null bis sechs Jahren zu betreuen haben. Die Spannbreite reicht bei den Kleinsten von 1,3 Erzieher pro Kind über 5,4 in Hamburg bis zu 6,7 in Sachsen-Anhalt. Selbst die rein statistischen Zahlen erscheinen vielen Eltern als zu gering. Rein bei der gefühlten Wahrnehmung haben die Eltern den Eindruck, dass stets zu wenige Erzieher tätig sind, als der Betreuungsschlüssel aufzeigt.

Fehlberechnungen beim Betreuungsschlüssel?

Offensichtlich liegen Fehlberechnungen beim Betreuungsschlüssel zugrunde. Zum einen wird bei der Berechnung eines effizienten Personalschlüssels immer vergessen, den administrativen Aufwand mit einzubeziehen. Dieser wird auf 25 Prozent der Arbeitszeit für derartige Tätigkeiten bemessen, wie eine Statistik der Bertelsmann Stiftung aussagt. Zum anderen sind die langen Öffnungszeiten an den Kitas ein Grund, warum das Verhältnis nicht aufgeht. Diese erfordern nämlich eine flexible Arbeitszeit. Das wiederum bringt mit sich, dass zu bestimmten Zeiten, meist im Früh- oder im Spätdienst, wenig Erzieher vor Ort sind. Drittens wurde bei der Berechnung des Betreuungsschlüssels häufig eine Bereinigung vorgenommen. Ausfalltage für Krankheit, Urlaub und Qualifizierungsmaßnahmen werden nämlich nicht mit einbezogen. Diese machen immerhin 18 Prozent der Arbeitszeit aus. Also eine Erzieherin pro Kind mehr.

Fazit: Realität und Berechnung klaffen beim Berechnungsschlüssel der Kitas weit auseinander. Erzieher sind oft überfordert, weil Verwaltungsaufgaben, lange Kita-Öffnungszeiten sowie Ausfälle von Kollegen nicht in die Berechnungen einbezogen werden.

 

Siehe auch:

RotDer Kita-Tarifstreit: Übersichten, Hintergründe und Entgelttabellen