Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will 24-Stunden-Kitas einführen, bei denen Kinder von Eltern in Schichtdienst über Nacht bleiben können. Auch Kitas mit längeren Öffnungszeiten seien geplant. Dafür will die Familienministerin in den nächsten Jahren mehr als 100 Millionen Euro aufbringen. Jedoch ist dieses Vorhaben nicht überall beliebt. So ertönt aus sächsischen Reihen mehr Kritik als Zuspruch. Das Land will sich an das Vorhaben nicht beteiligen, da es aus pädagogischer Sicht nicht zu verantworten sei.
Für Eltern würden 24-Stunden-Kitas Entlastung bringen
Für viele Eltern wäre aber genau dieses Vorhaben die perfekte Lösung. Viele Eltern haben Probleme ihre Kinder ordnungsgemäß unterzukriegen, wenn der Vater beispielsweise auf Montage ist und die Mutter im Schichtdienst arbeiten muss. Freunde und Verwandte sind bereits genervt von den steten Anfragen, ob das Kind mal wieder dort nächtigen darf. Die Großeltern sind entweder zumeist weit weg oder können aus gesundheitlichen Gründen nicht immer auf das Kind aufpassen. Ein Babysitter kommt für die meisten Eltern auch nicht in Frage, da dieser oftmals zu teuer ist und das schmale Budget sprengen würde. Auch wenn in dem Haushalt Doppelverdiener vorhanden sind, so ist das Budget oftmals trotzdem sehr schmal.
Das Resultat ist zumeist fast immer gleich. Entweder ein Partner gibt den Job auf oder es muss weiterhin um einen Schlafplatz für das Kind gebettelt werden. Die Lösung von der Bundesfamilienministerin Schwesig kommt daher für viele Eltern wie gerufen.
Bedarf an Kitas mit Öffnungszeiten von 24 Stunden ist groß
Grundsätzlich ist Bedarf für die Umsetzung des Vorhabens vorhanden. In jeder Stadt sollte es ein bis zwei Kitas geben, die auch nachts geöffnet sind. Dies hängt von der Größe der Stadt ab. Eine Nachtbetreuung könnte die Sorgen der Eltern nehmen und diese könnten weiterhin ihren Job ausüben.
Bisher sind in Deutschland bereits einige wenige Kitas 24 Stunden geöffnet. Ob dies pädagogisch sinnvoll ist oder eher nicht zu verantworten, ist bisher eine Streitfrage. Es muss überlegt werden, ob es nicht pädagogisch verantwortungsvoller ist, das Kind in eine Kita zu schaffen, wo es dort eine gewohnte Umgebung hat, seine Spielkameraden kennt und mit den Erziehern vertraut ist. Oder ob es nicht tatsächlich so wäre, dass der Wechsel zwischen Nächten bei Oma und Opa, bei Freunden, Nachbarn und Bekannten das Kind vielmehr stresst. Des Weiteren muss überlegt werden, ob eine Mutter, die aus der Nachtschicht kommt, am Tag sich noch voll und ganz auf ihr Kind konzentrieren kann oder ob diese vielleicht viel zu müde ist, um dem Kind die Aufmerksamkeit zu schenken, die es benötigt.
Mit diesen Überlegungen könnte man überzeugt sagen, Kitas mit einer 24-Stunden-Betreuung sind nicht nur pädagogisch wertvoll, sondern schlichtweg notwendig.
Arbeitsmarkt verlangt stets einsetzbare Arbeitskräfte
Der heutige Arbeitsmarkt verlangt nach Arbeitskräften, die immer zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind. Flexibilität und auch sehr häufig Mobilität werden vorausgesetzt. Wochenenden müssen oftmals auch der Arbeit gewidmet werden, besonders, wenn im Pflegedienst gearbeitet wird. Die Bezahlung ist oft sehr niedrig. Demzufolge wird das Einkommen des zweiten Partners benötigt. Dass einer der Partner den Job wegen der Betreuung des Kindes aufgeben muss, bedeutet für die Familien sehr häufig ein finanzielles Disaster.
Frauen wollen nicht nur auf die Mutterrolle reduziert werden
Nicht nur der finanzielle Aspekt steht im Hintergrund. Auch der Aspekt, dass Frauen nicht mehr länger nur in die Mutterrolle schlüpfen möchten. Frauen möchten ebenso wie das männliche Geschlecht ihr Einkommen verdienen. Sie möchten genauso Karrierechancen nutzen und sich weiterbilden können.
Jedoch stehen auf der anderen Seite die Öffnungszeiten der Kitas im Weg. Zumeist haben diese von 8 bis 16 Uhr geöffnet. In Ausnahmefällen auch mal von 6 bis 17 Uhr. Eltern mit Schichtdienstzeiten haben es schwer, ihr Kind unterzubringen. Vor allem Ostern und Weihnachten ist die Unterbringung der Kinder für viele schichtdienstgeplagte Eltern ein Graus. Die Kitas sind zu, die Verwandten sind in Feierlaune und nicht in Babysitterlaune und die Nachbarn – die wollen endlich mal wenigstens an den Feiertagen ihre Ruhe. Also bleibt Eltern, die an Feiertagen arbeiten müssen, oftmals nichts anderes übrig, als sich Frei zu nehmen oder Urlaub einzureichen.
Übersicht: Öffnungszeiten von Kitas in Deutschland (Stand 2015)
Die nachfolgende Tabelle gibt die prozentuale Verteilung der Öffnungszeiten der Kitas in Deutschland an. Vor 7:30 Uhr haben 67 Prozent der Kindertagesstätten in Deutschland geöffnet. 33 Prozent der Kitas haben zu dieser Uhrzeit noch geschlossen. Lediglich nur 4 Prozent der Kitas haben nach 18 Uhr noch geöffnet. 96 Prozent der Kitas haben bereits geschlossen.
Quelle: statista