Im Herbst 2023 strebt die GDL eine Tarifrunde für die Lokführer an. Dabei soll nicht nur mehr Geld herausspringen, sondern auch eine Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden. Die letzte Tarifrunde der Lokführer 2021 brachte den Beschäftigten 3,3 Prozent mehr Lohn sowie eine Einmalzahlung. Angesichts der hohen Inflation und der gestiegenen Preise sei diese Größenordnung laut GDL ausgeschlossen. Mindestens 555 Euro mehr sollten es schon sein. Alles wichtige zur Tarifrunde der Lokführer im Überblick.
Die Forderungen der GDL im Überblick
- mindestens 555 Euro mehr Geld für alle Beschäftigten
- Arbeitszeitverkürzung von 3 Stunden auf 35 Stunden pro Woche ohne Lohnabsenkung
- Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent
- steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro
- Laufzeit des Tarifvertrags: 12 Monate
- mehr zum Thema: alle Tarifrunden im Überblick
GDL will Genossenschaft gründen
Die GDL hatte mit ihrer Ankündigung, eine Genossenschaft zu gründen und damit selbst indirekt zum Arbeitgeber zu werden, nun für Aufsehen gesorgt. Sie möchte künftig als Leihfirma für Lokführer auftreten. Lokführer können dann bei der Genossenschaft angestellt und an Bahn-Unternehmen verliehen werden. Das sorgt für Furore, denn somit gerät die Deutsche Bahn schon jetzt vor der Tarifrunde unter Druck.
+++ Verlauf der Lokführer-Tarifrunde +++
26.03.2024: Tarifeinigung erfolgt
Die GDL und die Deutsche Bahn haben sich wie folgt geeinigt:
- Pauschale Erhöhung von 210 Euro zum 1. August 2024, Studenten und Auszubildende 105 Euro
- Weitere monatliche Pauschalzahlung von 210 Euro zum April 2025, Studenten und Auszubildende 105 Euro
- Anhebung der dynamisierten Zulagen um jeweils vier Prozent zum 1. August 2024 und ein weiteres Mal zum 1. April 2025
- Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro (Teilzeitarbeitnehmer anteilig)
- Inflationsausgleichsprämie von 1.425 Euro für Auszubildende und Dual-Studierende
- Begrenzung der Arbeitsphasen auf 120 Stunden ab 1. Januar 2025
- Absenkung der Arbeitszeit um drei Stunden von 2026 bis 2029 in mehreren Schritten für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnkürzung
- Zuschuss zum Deutschland-Ticket von monatlich 12,25 Euro
- Vereinbarung einer Fünf-Tage-Woche
- Altersteilzeit wird mit dem Einstiegsalter von 59 Jahren fortgeschrieben
- Laufzeit bis 31. Dezember 2025 für monetäre Komponenten und der Fünf-Tage-Woche
- Laufzeit für alle anderen Punkte bis zum 31. Dezember 2028
18.03.2024: Tarifeinigung erwartet
Diese Woche wird eine Tarifeinigung erwartet, denn GDL und Deutsche Bahn verhandeln wieder. Die GDL kündigte an, dass es vorerst keine weiteren Streiks geben wird.
13.03.2024: Klage abgelehnt, Streik beendet
Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main hat die Klage der Deutschen Bahn gegen den kurzfristig angekündigten Streik abgelehnt. Der Streik, der sich über 24 Stunden erstreckte ist um 2 Uhr beendet. Ab heute fahren die Züge wieder normal. Rund 80 Prozent der Fernzüge fuhren nicht.
11.03.2024: Bundesweiter Streik, Bahn legt Klage ein
Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu einem neuen Streik aufgerufen. Dieser wird morgen um 2 Uhr beginnen und rund 24 Stunden dauern, sprich bis zum 13.03.2024 um 2 Uhr gehen. Gegen die Streikaktionen hat die Deutsche Bahn nun einen Eilantrag beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main eingelegt. Die Bahn begründet den Antrag vor dem Arbeitsgericht damit, dass die Streiks grundlos seien und zudem kurzfristig ausgeführt werden würden. So sei kein Zugverkehr mehr planbar. Betroffen sind der Güter- sowie der Personenverkehr.
15.01.2024: Vorerst keine Streiks
Nachdem vom 10. bis 12. Januar 2024 die Züge in Deutschland grossflächig durch die Streikaktionen der GDL lahmgelegt wurden, gibt es nun eine kleine Verschnaufpause. Vorerst sollen die Züge wieder normal fahren. Allerdings droht GDL-Chef Weselsky bereits mit neuen härteren und längeren Streiks, sollte die Deutsche Bahn nicht einlenken. Die Gewerkschaft fordert eine Wochenarbeitsstundenreduzierung von 39 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Zudem war eines ihrer anfänglichen Forderungen, auch das Gehalt um 555 Euro aufzustocken. Kurz gesagt: 555 Euro mehr Gehalt, dafür aber weniger arbeiten.
11.01.2024: Bahnstreik bis Freitag
Heute um 2 Uhr hat der Streik der Lokführergewerkschaft GDL begonnen. Er soll bis Freitag um 18 Uhr andauern. Es kommt zu vielen Verspätungen und Ausfällen bei der Bahn. Reisende sollen - wenn möglich - ihre Reise verschieben. Die Zugbindung ist aufgehoben. Ein Notfahrplan steht bereit, der jedoch nicht immer eingehalten werden kann. Die GDL beharrt beim Tarifkonflikt auf die Reduzierung der Wochenarbeitsstunden von 39 auf 35 Stunden bei gleichem Lohn. Die Bahn legte vergangene Woche ein Angebot vor, bei dem die Beschäftigten ihre Arbeitszeit auf 40 Stunden aufstocken oder bis 35 Stunden absenken können. Allerdings würde eine Absenkung mit einem Gehaltsverlust einhergehen.
08.01.2024: Bahnstreik ab Mittwoch
Ab Mittwoch, den 10.01.2024 um 2 Uhr bis Freitag, den 12.01.2024 um 18 Uhr, hat die Gewerkschaft GDL zu großflächigen Streiks aufgerufen. Bahnreisende wurden von der Bahn aufgefordert, Fahrten wenn möglichst zu verschieben.
02.01.2024: Streikfrei bis 7. Januar 2024
Noch bis zum 7. Januar 2024 soll nicht gestreikt werden. Ab 8. Januar 2024 sind Streiks wieder möglich. Denkbar sind mehrtägige Streiks, wie die Gewerkschaft angibt. So könnte bis zu fünf Tage hintereinander gestreikt werden.
07.12.2023: Lokführerstreik vom 7. bis 8. Dezember
Gemäß der GDL wird es am Donnerstag, den 7.12., um 18 Uhr zu einem bundesweiten Lokführerstreik kommen, der mit dem Güterverkehr starten wird. Ab 22 Uhr sollen dann auch Personenzüge bestreikt werden. Am Freitagabend, 8. Dezember um 22 Uhr wird der Warnstreik enden. Dies soll der letzte große Streik bis einschließlich 7. Januar 2024 sein, wie der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwoch in Potsdam mitteilte. Nicht von den Warnstreiks betroffen wird die BVG sein, ebensowenig wie Flixtrain, die ODEG und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB). Allerdings kann es auch hier zu Störungen kommen.
27.11.2023: Tarifverhandlungen als gescheitert erklärt
Die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn wurden von der GDL als gescheitert erklärt. Auch eine Schlichtung würde nicht in Frage kommen. Die Bahn hat für ein solches Verhalten kein Verständnis, denn bereits vor den zweiten Verhandlungen wurde seitens der GDL eine Urabstimmung durchgeführt. Das zeigt, dass die Gewerkschaft sich überhaupt auf keinen Kompromiss einlassen möchte, sondern ihre Forderungen durchsetzen will. Spielraum für Gespräche und Diskussionen können somit wohl kaum entstehen.
16.11.2023: 80 Prozent der Fernzüge fallen heute aus
Der am Mittwochabend begonnene Warnstreik zeigt Wirkung: Vier von fünf Fernzügen fallen aus. Nur 20 Prozent der Fernzüge werden bedient, auch wegen des Notfallplans der Deutschen Bahn. Auf Reisende kommen mindestens bis heute Abend 18 Uhr lange Wartezeiten zu.
15.11.2023: Massive Streiks erwartet
Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu massiven Warnstreiks aufgerufen. So sollen viele Züge von Mittwochabend 22 Uhr bis Donnerstag 18 Uhr stehenbleiben. Viele Fahrgäste sind entnervt und haben dafür überhaupt kein Verständnis.
Sind 555 Euro mehr tatsächlich gerechtfertigt?
Man muss sich angesichts der hohen Forderung der GDL die Fage stellen, ob 555 Euro mehr im Monat tatsächlich gerechtfertigt sind. Da gewöhnlich Tarifrunden alle zwei Jahre stattfinden und man sich nun vorstellt, dass Gewerkschaften alle zwei Jahre auf rund 500 Euro mehr pochen, wo soll das hinführen? Dann haben Beschäftigte in nur vier Jahren 1.000 Euro mehr in der Tasche. Das führt dazu, dass das Unternehmen kaum noch Gewinne einfährt, weniger investiert und Personal entweder abbaut oder nicht aufstockt. Man schneidet sich mit solch einer hohen Forderung wohl ins eigene Fleisch. Dann hört man nicht selten Sätze wie "Wir können keine Mehrarbeit mehr leisten" oder "Wir müssen jeden Tag Überstunden machen" oder "Wir brauchen mehr Kollegen". Nun, wenn man 1.000 Euro mehr in vier Jahren bekommten würde, dann könnte man sagen, die Mehrarbeit sei gerechtfertigt. Man kann nicht stets auf Gehaltserhöhungen pochen, ohne dafür auch ein wenig mehr zu tun. Es ist paradox, denn wenn man sich die Allgemeinkrankenhäuser anschaut, die dieses Jahr zu 60 Prozent das Weihnachtsgeld für ihre Angestellten durch Kredite finanzieren müssen, Personal hinten und vorne fehlt, und sie kaum noch über die Runden kommen, dann eine Gewerkschaft kommt, ein paar Hundert Euro pro Monat mehr fordert, zuzüglich einen Inflationsausgleich und obendrein noch die Wochenarbeitsstunden reduziert haben will, so regt dieses Verhalten zum Nachdenken an. So ergeht es vielen Branchen.
Die Kosten, die die Unternehmen dadurch haben, geben sie an den Endverbraucher weiter. So steigen die Preise, die Inflation und andere, die nicht in einem Tarifvertrag angestellt sind, können sich wegen der gestiegenen Preise kaum noch etwas leisten. Das sollte man bedenken.
Wäre es nicht besser, statt einer so immensen Gehaltsforderung mehr Personal einzufordern? Dadurch könnte die Arbeit besser aufgeteilt werden und der einzelne Beschäftigte hätte wiederum viel mehr Zeit für sein Privatleben. Eine Vier-Tage-Woche wäre so mit Sicherheit viel wahrscheinlicher.
09.11.2023: Erste Tarifverhandlungen beginnen
Heute beginnen die ersten Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Schon jetzt ist klar: Es wird eine schwierige Tarifrunde werden, denn bisher sind die Fronten verhärtet. GDL-Chef Weselsky kündigte massive Warnstreiks an - auch über die Weihnachtsfeiertage. Für Reisende stehen harte Wochen bevor.
Prognosetabelle Lokführer
Die nachfolgende Tabelle gibt das Gehalt an, was Lokführer verdienen würden, wenn das Gehalt tatsächlich um 555 Euro angehoben werden würde.
Entgeltgruppe | Berufserfahrung in Jahren | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
0 - <5 | 5 - <10 | 10 - <15 | 15 - <20 | 20 - <25 | 25 - <30 | >=30 | |
Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 | Stufe 6 | Stufe 7 | |
LF 4 | 3.846,00 € | 3.939,00 € | 4.031,00 € | 4.126,00 € | 4.219,00 € | 4.312,00 € | 4.380,00 € |
LF 5 | 3.682,00 € | 3.776,00 € | 3.869,00 € | 3.962,00 € | 4.056,00 € | 4.149,00 € | 4.216,00 € |
LF 6 | 3.452,00 € | 3.545,00 € | 3.640,00 € | 3.732,00 € | 3.825,00 € | 3.918,00 € | 3.986,00 € |
LF 7 | 3.256,00 € |
Prognosetabelle Zugbegleiter und Bordgastronomen
Annahme: +555 €
Entgeltgruppe | Berufserfahrung in Jahren | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
0 - <5 | 5 - <10 | 10 - <15 | 15 - <20 | 20 - <25 | 25 - <30 | >=30 | |
Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 | Stufe 6 | Stufe 7 | |
ZF 3 | 3.358,24 € | 3.418,58 € | 3.478,93 € | 3.539,29 € | 3.599,62 € | 3.659,98 € | 3.720,32 € |
ZF 2 | 3.256,44 € | 3.316,78 € | 3.377,13 € | 3.437,49 € | 3.497,82 € | 3.558,18 € | 3.618,52 € |
ZF 1 | 3.121,73 € | 3.176,60 € | 3.231,45 € | 3.286,32 € | 3.341,18 € | 3.396,04 € | 3.450,90 € |
ZG 1 | 2.838,83 € | 2.882,73 € | 2.926,61 € | 2.970,51 € | 3.014,40 € | 3.058,28 € | 3.102,18 € |
ZF 0 | 3.013,95 € |
Prognosetabelle Teamleiter, Praxistrainer, Disponenten
Annahme: 555 €
Entgeltgruppe | Berufserfahrung in Jahren | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
0 - <5 | 5 - <10 | 10 - <15 | 15 - <20 | 20 - <25 | 25 - <30 | >=30 | |
Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 | Stufe 6 | Stufe 7 | |
D1 / ZT | 4.209,89 € | 4.337,39 € | 4.464,89 € | 4.592,37 € | 4.719,85 € | 4.847,35 € | 4.892,33 € |
D 2 / ZA / LA | 3.912,43 € | 4.014,40 € | 4.116,41 € | 4.218,40 € | 4.320,40 € | 4.422,37 € | 4.467,37 € |
30.10.2023: Arbeitszeitreduzierung nicht realisierbar
Die Arbeitgeber geben bekannt, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich "nicht realisierbar" sei. Dies würde dazu führen, dass über 10.000 neue Schichtarbeiter eingestellt werden müssten, wie Personalchef Seiler erklärt. Zudem würden die Personalkosten auf über 50 Prozent steigen, wenn die Bahn die Forderungen der Gewerkschaften umsetzen würde. Dies sei durch nichts zu rechtfertigen, betont Seiler.
Friedenspflicht gilt bis Ende Oktober 2023
Die Friedenspflicht zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft GDL gilt noch bis Ende Oktober 2023. Danach kann es zu Warnstreiks kommen. Die GDL trat in den letzten Jahren recht hart auf und hat die Deutsche Bahn durch massive Warnstreiks schon einmal unter Druck gesetzt.