Es ist wieder so weit: Die Tarifrunde für den öffentlichen Dienst steht bevor und pünktlich zum anberaumten Termin geben die Gewerkschaften ihre Forderungen bekannt: Die Gehälter sollen um 10,5 Prozent steigen - und zwar für alle 2,5 Millionen Beschäftigten in Bund und Kommunen, mindestens 500 Euro soll es für mindestens 12 Monate mehr geben. Eine hohe Summe, ob das auch die Arbeitgeber so akzeptieren, werden wir dann frühestens im Januar 2023 sehen, denn dann wird die erste Verhandlungsrunde stattfinden.

Ist die Forderung von 10,5 Prozent zu hoch gegriffen?

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein kräftiges Ja wird wahrscheinlich aus den Arbeitgebern einstimmig und konsequent herauskommen; ein Nein dagegen von den Arbeitnehmern, die durch die hohe Inflation und den stetig wachsenden Preisen zunehmend ernste Existenzsorgen entwickeln. Hier ist es also ausschlaggebend, auf welcher Seite man sich im Moment befindet.

200 Euro mehr für Azubis, Studenten und Praktikanten

Aber vergessen wir hier nicht die Auszubildenden, Praktikanten und Studierenden, die eigentlich fast immer chronisch pleite sind, wenn wir es mal salopp ausdrücken dürfen. Jeder von uns weiß, dass Ausbildungsjahre hart sind. Das Gehalt ist mickrig und die Anforderungen hoch. Hier haben sich die Gewerkschaften auf 200 Euro monatlich mehr geeinigt, zuzüglich auf eine unbefristete Übernahme. Klingt gut, würde man als Azubi wohl sagen. 

Was ist mit den Beamten?

Auch die Beamten bei Bund und Kommunen sollen nicht leer ausgehen. Immerhin übernehmen sie genauso wie die Beschäftigten im TVöD Verantwortung und repräsentative Aufgaben. So soll das Tarifergebnis, das dann hoffentlich ohne großartige Streitigkeiten im nächsten Frühjahr steht, auch auf alle Bundesbeamten und Staatsdiener in den Kommunen übertragen werden. Die Termine für die Verhandlungsrunden stehen bereits. Am 24. Januar 2022 geht es los. Die nächste Tarifverhandlung wird dann im Februar und die dritte im März stattfinden. Aber hoffen wir mal, dass eine Verhandlungsrunde reicht, nämlich die im Januar. 

Wie hoch ist eigentlich das Tarifergebnis all die Jahre ausgefallen?

Erfahrungsgemäß ist es aber so, dass es mit einer Verhandlungsrunde nicht getan ist. Was wurde in der Vergangenheit gewettert, gestritten und sich zusammengerauft. Am Ende stand ein Ergebnis, mit dem der überwiegende Teil der Beschäftigten doch zufrieden war. Nicht alle, aber immerhin der überwiegende Teil. Doch wie hoch fiel die Gehaltserhöhung in den letzten Jahren aus? Schauen wir auf eine Chronik der letzten Tarifrunden. Was sagen uns die Werte?

Tarifrunde Jahr Entgelterhöhung
Tarifrunde 2020
2022 +1,8 %
2021 +1,4 %, mindestens 50 € mehr
Tarifrunde 2018
2020 0,96 % bis 1,81 %
2019 + 2,81% bis 5,39 %
2018 +2,85 % bis 5,70 %
Tarifrunde 2016
2017 + 2,35 %
2016 + 2,4 %
Tarifrunde 2014
2015 + 2,4 %
2014 + 3,0 % mindestens 90 € mehr
Tarifrunde 2012
2013 + 2,8 %
2012 + 3,5 %
Tarifrunde 2010
2011 + 1,1 %
2010 + 1,2 %
Tarifrunde 2008
2009 + 2,8 %
2008 +3,1 %, + 50 €
Tarifrunde 2005
2005 - 2007 + 0 %


Ergebnis ging selten über 10 % hinaus

Wie wir anhand der Tabelle sehen, wurden die Gehälter selten über 10 % angehoben, auch wenn die Forderungen der Gewerkschaften noch so hoch waren. In der Tarifrunde 2018 wurden die Gehälter jedoch nur für einige Entgeltgruppen im Jahr 2018 um 5,7 %, im Jahr 2019 um 5,39 % und im Jahr 2020 um 1,81 % erhöht. Bleiben wir also realistisch. Die Forderung von 10,5 % ist gut, jedoch wird es höchstwahrscheinlich nicht so umgesetzt werden. Realistischer ist eher ein Ergebnis von 7,5 %. Aber das ist schon das Höchste der Gefühle. Es sei denn, die Arbeitgeber benehmen sich dieses Mal wie kleine Schnurrkätzchen und geben kein Contra. Dann könnte das Tarifergebnis im TVöD auch tatsächlich wie gefordert 10,5 % ausfallen. Aber mal ehrlich: Wann haben sich die Arbeitgeber mal einig mit den Gewerkschaftsforderungen gezeigt? Das wird wohl eher ein Wunschdenken bleiben.

Was sagen eigentlich die Arbeitgeber zu den Forderungen?

Wie schon erahnt, zeigen sie sich nicht sonderlich begeistert. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) erklärt ganz trocken, dass sich die Mehrkosten für die Umsetzung der  Gewerkschaftsforderung auf rund 15,4 Milliarden Euro belaufen würden. Viel zu hoch und "in dieser Form schlicht nicht leistbar", kommt da aus dem Munde der VKA-Präsidentin Karin Welge. Zudem sei die Forderung von 500 Euro monatlich mindestens mehr für alle überzogen. So würden die Gehälter laut der VKA in den unteren Entgeltgruppen um mehr als 20 Prozent steigen. Total unrealistisch und nicht machbar.

Das heißt also konkret?

Da sich die Arbeitgeber mit den Forderungen der Gewerkschaften zum Auftakt der Tarifrunde TVöD im Januar 2023 nicht sonderlich begeistert zeigen, wird es wohl höchst wahrscheinlich auf Warnstreiks hinauslaufen. Dies würde dann wieder insbesondere für viele Muttis und Papis mehr Stress bedeuten, denn Erzieher und Kita-Personal könnten streiken, Busfahrer ebenso wie viele weitere Berufsgruppen.